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Hans Benesch - Übermalungen


Foto: Hans Benesch


Werner Ewers - Skulpturen


Foto: Werner Ewers


2. März bis 25. März 2018

Vernissage 2. März, 19.30 Uhr

Einführung: Dr. Andrea-S. Végh

Kunsthistorikerin, Basel


Sehr geehrtes Publikum, liebe Kunstinteressierte

Heute stellen zwei Künstler im Badischen Kunstforum aus, deren Werke bereits in diesen Jungendstilräumen zu sehen waren. Werner Ewers, der seine künstlerische Ausbildung in der L‘ Ecole municipale des arts décoratifs in Straßburg begonnen und an der Staatlichen Akademie der bildenden Künstle in Stuttgart beendet hat, zeigte hier 2015 Werke mit Massimo Danielis. Und Hans Benesch, der mit verschiedenen Werkmaterialien arbeitet, brauche ich wohl nur ganz wenigen Besucherinnen vorzustellen, da er sozusagen im eigenen Zuhause, sei es seiner Galerie, sei es dem Badischen Kunstforum viele Male ausgestellt hat. Beide Künstler, die im und nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurden, weisen eine langjährige künstlerische Laufbahn auf. Werner Ewers richtete 1963 ein Malatelier ein und wandte sich 1980 Holzskulpturen zu. Drei Jahre später entstand die erste Skulptur mit Pappelholz und Schiefer. Der sechs Jahre später Geborene Hans Benesch begann seine Ausbildung zum Kunstpädagogen in Esslingen. Erst Kunstlehrer an verschiedenen Schulen, wurde er von 1975-79 Lehrbeauftragter an einer Freiburger Fachhoch-schule. Parallel dazu war er bereits ab 1970 als freier Künstler mit eigenem Atelier in den Bereichen Fotografie, Video, Malerei und Materialcollage tätig. Zu dieser Vielfalt an Werkmaterial kam ab 1979 die Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Luxographie, die er uns heute und bis 25. März im Endresultat `Übermalungen´ repräsentiert. Das lateinische lux, lucis heißt übersetzt Licht, graphis ist der Zeichenstift. Luxographie ist also übersetzt ein mit dem Zeichenstift malen.

Luxographie - diesen Namen hat Hans Benesch seiner eigenständigen, von ihm 1979 selbst entwickelten künstlerischen Ausdrucksweise, einer Verbindung von Fotografie und Malerei, gegeben. Der Pinsel wird dabei durch einen Lichtstab ersetzt. In einem Raum mit bestimmter Lichtfrequenz wird auf den mit einer licht-empfindlichen Schicht gelegten Bildgrund, sei es Holz oder Papier in „ungebremster Spontaneität“ (H.B.) gemalt. Das Verfahren insgesamt basiert auf der Nutzung fototechnischer Möglichkeiten und erlaubt dem Künstler ein spontanes, aber auch präzises Umsetzen seiner Vorstellungen. So entstehen Fotografien, die von Hans Benesch mit Hilfe dieser Technik übermalt und/oder teilweise neu interpretiert werden. Sehen Sie heute breit blau übermalte schwarze Linien, deren Spontaneität den Betrachtenden energievoll und einmalig entgegentreten. Darüber malte Hans Benesch in Blautönungen unterschiedlicher Dichte und vollendete so die 1987 begonnenen schwarz auf weiß gehaltenen Arbeiten ein Dezennium später. Das nochmalige Hervornehmen von älteren Werken und diese auch nach Jahren fertigzustellen, ist ein Prozeß, den der Künstler bewußt wählt. Für Besucher und Besucherinnen braucht es insgesamt ein längeres Verweilen und Schauen vor den Werken, wobei da auch ein Erkennen subjektiv empfundener Formen gewünscht ist und tatsächlich auch eintreffen kann.

Übermalungen sind von dem österreichischen Doyen unter den Künstlern Arnulf Rainer bekannt. Er hat in den 1960er Jahren begonnen, die Fotografie seines eigenen Gesichts farbig zu übermalen. Eine Aufnahme übermalte er in grober Strichführung in roten und gelben Farben, und betitelte sie mit `Rembrandt II´. Hans Benesch hingegen nimmt Szenen von der Straße, seien es Menschen, seien es Gebäude oder Straßen und Hauswände oder Landschaften, die er mit dem Werkzeug Lichtstab übermalt. In seinen Fotoübermalungen, die Hans Benesch seit 2012 schafft, herrschen bestimmte Farbtöne vor, das ist wie auf der Einladungskarte das Gelb über einer Farbfotografie, die Menschen zeigt, mit vornehmlich gedeckten Farben. Er bildet hier auch eine typische Verhaltensweise von heute ab: Menschen, die vereinzelt oder alleine mit ihrem Handy in der Hand dastehen oder zu zweit auf dem Boden liegen. Mit Verve führte der Künstler den Lichtstab über die Figuren. Oder das Rot, bei Arbeiten, deren Fotografien aus dem Internet gewählt und vielfach, meist in dunklen Rottönen oder schwarz bis flammengelb übermalt sind, sodaß eine kriegerische Handlung, ein schmerzvoller oder leerer Gesichtsausdruck beinahe zur Gänze dahinter verschwindet.

Die Werkkunst Galerie Berlin konnte bereits 2016 `Übermalungen´ in einer Einzelausstellung zeigen. Im Vorjahr zeigte Hans Benesch Werke an der ART-Salzburg und im Intersalon 2017 in der Galerie Marianska in Budweis, Tschechien.

Seit 1993 widmet sich der Künstler der Bearbeitung und Übermalung von Büchern. Im Zentrum stehen dabei Dialoge mit der Geschichte, der Wissenschaft oder der Kunst. In letzterer steht er wiederum, außer mit seinem Zeichen- und Malmittel Lichtstab in der Tradition des einstigen `enfant terrible´ Arnulf Rainer.

Hans Benesch hat zahlreiche Arbeiten in verschiedenen Museum.

Gehen wir von der Bildhauerei als derjenigen dreidimensionalen Kunst aus, die weiche Materialien wie Holz, Gips, Terrakotta und Wachs, die später im Gussverfahren auch zu Bronze werden, verarbeitet, so arbeiten Skulpteure mit harten Materialien wie Beton, Schiefer oder Marmor oder sie schnitzen Holz. Werner Ewers begann vor 35 Jahren mit seiner ersten Pappelholz und Schiefer Skulptur. Gerne vereint er diese meist gegensätzliche Materialien wie Pappelholz und Schiefer oder Schieferblöcke, die in Holz gebettet sind. Vor vielen Jahren bereits hat Werner Ewers begonnen, seine Arbeiten in „Körper-Landschaften, Steine-Landschaften und „konstruierte Landschaften einzuteilen“. Sowohl die Pappelhölzer der „Körper-Landschaften“ als auch die Schieferblöcke im Pappelholz der „Steine-Landschaften“ können entfernt und wieder eingesetzt werden. Nach Ebringen hat er neun „konstruierte Landschaften“ mitgebracht. Sie sind aus Schiefer, der mal in Korrespondenz mit Filz, dann wieder mit Holz oder mit Plexiglas interagiert.

Die Werke dürfen und sollen berührt werden. So sind sie besser zu be-greifen, kann ein Kalt und ein Warm, ein Hart und ein Weich ertastet und erfasst werden.

Der Künstler sagt: „Diese leben in ihrer Form“. Und weiter erkennt er: „Wenn „Form“ das Geistige mit all seinen Merkmalen umschließt, dann Ist das die „Natur“ der Form.“ Und wie der amerikanische Plastiker und Schriftsteller Robert Morris sagt:  „Einfachheit der Form entspricht nicht unbedingt einer Einfachheit der Erfahrung“. Von einer, wie auch immer erlebten Erfahrung zur „Einfachheit der Form“ kann ein schwieriger Weg zu begehen sein. Dieser ist im künstlerischen Schaffen immer auch mit der Idee und der verwendeten Technik verbunden. Und vor allem: Der Künstler darf sich nichts vormachen. Es handelt sich hier auch um Wahrhaftigkeit sich selbst gegenüber. Wie geht nun Werner Ewers mit dieser realen Natur der Form um. Er ist auf der Suche und bekennt: „Ich suche dauernd was Neues. Das ist das Beständige. Sich nicht festfahren, sich nicht Festhalten am Erfolgreichen, sondern neugierig sein.“ Dazu kommt „eine unbändige Freude“, wenn er mit den Materialen „_Stein mit Holz, Glas, Silber, Kupfer, Plexi usw.“ arbeitet. Und Werner Ewers pflegt, wie sein Künstlerkollege den Austausch. Dazu ist er Mitglied im BBK (Berufsverband Bildender Künstler) Freiburg und im BfB, dem Bund freischaffender Bildhauer Baden-Württemberg. Er weist, wie seine Kollege eine lange Beteiligung an Einzel- und Gruppenausstellungen vor. Seine aus dem Materialgegensatz Spannung beziehenden Werke wurden 2011 an der Künstlermesse in Stuttgart, in der Schweizer Galerie Aebi zusammen mit Werken von Tinguely und Tapies gezeigt. Und er nahm an Biennalen teil, so neun Mal auf der st‘ art Straßbourg, 3x auf der Art Basel, 2 x auf der  art karlsruhe und einmal an der Art Cologne. Von seinen Werken im öffentlichen Raum möchte ich die eine Arbeit in Lahr erwähnen, die nachts beleuchtet wird sowie ein Werk, das für den Karlsruher Hauptfriedhof ausgewählt wurde. Unter dem Titel „ Aspekte, die Einmaligkeit des Lebens“ dort (zum Ankauf) ausgestellt ist. Parallel zu dieser Ausstellung des Badischen Kunstforums, die bis 25. März zu sehen ist, lädt die espace mediArt in Luxembourg von 13.-15 März zu Gespräch und Werkbesichtigung mit Werner Ewers mit den Malern Maralde Faber-Mirus und André Haagen ein. Die Skulpturen von Werner Ewers werden auch mit sanfter Poesie in Beziehung gebracht. Der Künstler zählt zu den renommiertesten Kehler Bildhauern. Zu seinem 75. Geburtstag erhielt er 2016 eine Retrospektive im Museum für Aktuelle Kunst Durbach.

Viel Vergnügen mit dem neuartigen Zusammen unterschiedlicher Werkstoffe in der Skulptur und der luxographieschen Bearbeitung von Fotografie!

Dr. Andrea-S. Végh, Basel-Ebringen 02.03.2018: a.s.vegh@gmail.com      www.andrea-s-vegh.com

 

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