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Lichtkunst - Kunstlicht

Kunst und Design

23.1. - 15.2.2015


Inge Gutbrod
Tilman Küntzel
Soim Lee
Anke Neumann
Horst Podoll
Sandra Simone Schmidt
Ulrike Anna Schwartz
Norbert Spätling
studiocandela


Die Ausstellung Lichtkunst – Kunstlicht zeigt Arbeiten aus dem Grenzbereich zwischen Kunst und Design und ist eine Gratwanderung von Künstlern und Designern, die sich in diesem Feld mit dem Thema Licht und ganz speziell mit dem Thema Kunstlicht beschäftigen.

Wir als moderne Menschen können uns wirkliche Dunkelheit kaum noch vorstellen. Nach Sonnenuntergang ist das künstliche Licht, das in seiner Vielfalt uns die Nacht zum Tage machen kann, nicht mehr wegzudenken. Künstliche Beleuchtung erleichtert uns das Leben und ist wesentlich für den Fortschritt in der Technik verantwortlich.

Das war nicht immer so. Unsere Vorfahren in den Höhlen kannten noch die absolute Dunkelheit. Erst mit der Beherrschung des Feuers hat der homo erectus herausgefunden, dass Feuer nicht nur Wärme spendet, sondern auch Licht also Beleuchtung schafft.

Diese Eigenschaft hat das soziale Zusammenleben der Menschen entscheidend verändert. Man saß fortan um das Feuer und hat miteinander gesprochen, Pläne geschmiedet und Geschichten erzählt.

Waren es zunächst das Lagerfeuer und die Fackel, die das Licht gespendet haben, kam bald die Öllampe hinzu, die mit Fett und Dochten aus Gras die ersten Designleuchten hervorbrachte. So wurde in Gefäßen aus Ton, die mit einem Docht versehen waren, ÖL kontrolliert abgebrannt.

Die Kerze aus Wachs wurde erst sehr spät erfunden. Im 19. Jahrhundert fertigte man Kerzen aus Stearin und dann aus Paraffin.

In der weiteren Entwicklung kamen in unseren Städten die Gaslaternen auf, die nicht gerade ungefährlich waren. In London wurden sogar die Wohnungen der Reichen mit Gaslicht – einem Gemisch aus Wasserstoff und Methan versorgt.

Erst die Erfindung der Glühlampe, bei der eine Drahtwendel aus Wolfram durch elektrischen Strom zum Glühen gebracht wurde, hat die Beleuchtungstechnik wirtschaftlich und für alle nutzbar gemacht.

Das Leuchtmittel Glühlampe hat lange Zeit unser Leuchtendesign bestimmt. Die notwendige Lampenfassung, die es zwar in unterschiedlichen Größen gab, und die Form der Glühlampe, ob als Tropfen, in Kerzen- oder in Birnenform waren für das Leuchtendesign lange Zeit ausschlaggebend. Licht und Leuchten waren im Design in den 1920er Jahren immer von großer Bedeutung. Ich erinnere hier vor allem an Leuchten, die in der Bauhausära kreiert wurden. (Bekannt sind Leuchten von Wilhelm Wagenfeld).

Erst mit dem Aufkommen und der Entwicklung der Halogenleuchten, bei denen mit sehr kleinen Glühlampen hohe Lichtleistungen erwirkt wurden, veränderte sich auch das Design und die Größe der Wohnraumleuchten.

Leuchten sind ein Bereich, in dem sich angehende Designer gerne betätigen, zum einen wegen den ständig neuen Anforderungen an die Wohnraum- und Arbeitsplatzsituation, die immer neue Beleuchtungsqualitäten erfordern, zum anderen aber auch, weil Beleuchtung nicht mehr nur benötigt wird, um einen Raum zu erhellen, sprich Helligkeit für irgendeine Tätigkeit zu schaffen, sondern um Raumatmosphären, Raumstimmungen zu erzeugen.

Beleuchtung wird heute u.a. in unserem  Konsumumfeld verkaufsfördernd eingesetzt, in der Medizin hat sie eine große Bedeutung zum Bespiel bei therapeutischen Behandlungen der Psyche.

Die Glühbirne, wie sie von Edison erschaffen wurde, ist mittlerweile ein Auslaufmodell. LED Licht ist die Zukunft. Hier wird auf dem Prinzip der Halbleitertechnik durch Strom Licht erzeugt.

Egal ob es sich um farbiges RGB - Licht oder um Tageslicht Lampen handelt, Licht und Beleuchtung ist heute in einem sehr breiten Spektrum zu haben und kann als Beleuchtung, aber auch als Stimmungslicht eingesetzt werden.

Durch den Fortschritt in der Beleuchtung kann die Nacht zum Tag gemacht werden - eine Unabhängigkeit vom Tagesrhythmus entsteht und verändert auch so immer wieder unser Arbeits- und Lebensumfeld.

Nun, was hat das mit dieser Ausstellung, die wir heute hier sehen, zu tun?  Wir haben bei der Wahl der Bilder und Objekte es nicht leicht gehabt auf dem Grat zwischen Kunst und Design zu balancieren.

Zum einen experimentieren Designer mit Leuchten um eine spezielle Funktion und Qualität von Beleuchtung zu erzielen, zum anderen sind es Künstler, die mit dem Licht Objekte oder Installationen schaffen, die eine künstlerische Aussage treffen.

Mit der Bandbreite der Beleuchtungstechnik lassen sich dabei viele Ideen verwirklichen. Einen kleinen Ausschnitt sehen Sie heute Abend hier.

Im Bereich der bildenden Kunst spielt das Licht besonders in der Malerei und der Fotografie eine besondere Rolle.

Licht und Schattenwirkung, Lichtstimmungen wie z.B. ein Sonnenuntergang oder eine Vollmondnacht haben Maler immer beschäftigt. Vor allem den Impressionisten war das Malen im Licht zu den unterschiedlichen Jahres- und Tageszeiten und das Einfangen des Lichtes auf der Leinwand ganz besonders wichtig.

Die Wirkung des Lichtes und die Wirkung von Farben sind immer von der Farbtemperatur, der Qualität des Lichtes abhängig.  Farbe wird erst durch Licht für unser Auge sichtbar und bleibt in der Malerei und der Kunst immer ein aktuelles Thema.

Inge Gutbrod aus Fürth ist mit ihrer Arbeit „sunny honey“ einen roten Leuchtkasten aus Wachsfliesen vertreten.

Hier werden Wachsfliesen zu einem Leuchtbild zusammengefügt und bekommen so durch die unterschiedliche Schichtdicke eine ganz besondere Ausdruckskraft. Hellere und dunklere Flächen schaffen ein Gesamtbild, dass das Material Wachs und die Unregelmäßigkeiten, Strukturen, Wellen und die Lufteinschlüsse sichtbar macht.

Foto: Inge Gutbrod

 

Tilmann Küntzel aus Berlin der Titel seines Wandobjekts lautet „ RGB –you hear what you see“.

Auf einer schwarzen Tafel sind Lichterketten zu sehen, die auf- und abtanzen. Das unregelmäßige Aufleuchten der Stäbe löst Töne aus, die den Farbfrequenzen von Rot, Grün und Blau entsprechen. Das Aufleuchten erzeugt eine Klanglandschaft, die das farbige Licht sichtbar macht.

„ You hear what you see“ - Sie hören was Sie sehen.

Foto: Tilmann Küntzel

Soim Lee aus Korea untersucht in ihrer Malerei Lichtphänomene in inszenierten Bildern.

Ausgangspunkt sind Inneneinrichtungen, wie wir sie in Architektur und Designzeitschriften finden, die aber aufwändig inszeniert wurden.

Soim Lee will mit ihrer Malerei diese künstlichen Ensembles zurückholen in eine reale Welt. In ihren Bildern verliert das Bild wieder seine Unnatürlichkeit und wirkt fast intim. Das Licht spielt dabei eine bedeutende Rolle.

Die Frage des Unterschieds „ Licht im Bild oder Licht des Bildes“ wird von ihr aufgegriffen.

Wie kann der Maler den Bildraum durch die unterschiedliche Interpretation des Lichtes beeinflussen und wie nimmt man Licht im Bild wahr? Eine höchst spannende Fragestellung für Maler, die  mit Farbe und Raum arbeiten.

Die Arbeiten unter dem Titel „ Illuminationen“ zeigen Wohnräume, die durch Fensterlicht erhellt sind. Es stellt sich die Frage nach der Authentizität des Bildes, in dem zum einen eine kommerziell gestaltete Wohnraumumgebung mit einem authentischen Lichtspiel kombiniert wird.

„Ist das real, was gezeigt wird, oder nur Illusion“? Eine spannende Frage, die hier das Thema Licht in der zeitgenössischen Malerei thematisiert.

Foto: Soim Lee

Anke Neumann aus Chemnitz ist mit dem Lichtbild „Lightscibble“ vertreten. Bei diesem Objekt sind Kunststofflichtleitfasern mit unterschiedlichen Durchmessern zusammen mit geschöpftem Papier zu einer Lichtstruktur verarbeitet worden. Hier wird besonders die Kombination modernster Lichttechnik mit künstlerischem Ausdruck sichtbar.

Die Linie als Lichtspur macht das Material transluzend; das Auge folgt der Lichtspur und verliert sich in der Unendlichkeit.

Foto: Anke Neumann

Horst Podoll aus Berlin zeigt in seiner Arbeit „ formlicht“ eine Tischleuchte, die in ihrer Funktion und im Design wandelbar ist.

Als Arbeitsleuchte dient sie mit ausgeklapptem Lichtarm zum Lesen und Schreiben und  ist als Funktionsleuchte anzusehen. Eingeklappt ist sie eine dekorative Tischleuchte, die ein Stimmungslicht erzeugt. Auch hier ist bereits LED Lichttechnik eingesetzt. Funktion und Design sind bei dieser Leuchte besonders vereint.

Foto: Horst Podoll

Sandra Simone Schmidt aus Freiburg präsentiert aus ihrer Serie

„ R-Evolution …Der Fortschritt von heute ist morgen ein Fossil“

eine TriloSphere - Lampe.  Die abstrahierte Kugelform zeigt einen von innen beleuchteten Trilobit-Urzeitkrebs. Trilobiten lebten vor ca. 500 Mill. Jahren in den Ur-Meeren. Genauso wie die artverwandten Asseln sind diese Krebse anpassungsfähige Überlebenskünstler.

Die Leuchte, die sie hier sehen, dient als Orientierungs- bzw. Wohlfühllicht.  Der freundliche Lampentrilobit frisst Strom aus Akkus, die auch mit alternativen Energien aufgeladen werden können. Ausgestattet ist die TriloSphere - Lampe mit LED Leuchten.

Das Besondere an dem Körper ist, dass er in einem CAD –Programm (Zeichenkonstruktionsprogramm) entworfen wurde und dann mit einem 3 D- Drucker aus einem Kunststoffblock ausgedruckt wurde. Dies ist eine Technik, mit der heute z.B. in der Medizin auch passgenaue Prothesen erstellt werden können.

So sind diese Leuchten zum einen eine Kreation am Computer in 3 D, zum anderen wird die Leuchte mit modernster Technologie hergestellt.

Beide Faktoren ermöglichen modernes Lampendesign.

Foto: Sandra Simone

Ulrike Anna Schwartz aus  Zernien (Niedersachsen) zeigt Lichtobjekte mit dem Titel „Pezzetti“, die aus Gazeschläuchen bestehen. In diesen befinden sich Papierstreifen. Eine raumfüllende Arbeit.

Die scheinbar undurchsichtigen Schläuche werden durch die innere Beleuchtung entmaterialisiert. Während die nicht beleuchteten Säcke fast schwer und statisch wirken, entsteht bei den von innen beleuchteten durch Brechung des Lichtes an den Papierstreifen eine schwebende Lichtsäule im Raum.

Dieses Spannungsverhältnis macht den Betrachter neugierig.  Es ist eine Arbeit, bei der man besonders das Spannungsverhältnis zwischen Schwere und Leichtigkeit erspüren kann.

Foto: Ulrike Anna Schwartz

Norbert Spätling aus Freiburg, der mit der Leuchte LELA hier in der Ausstellung vertreten ist, zeigt mit seiner Leuchte ein Objekt, das wiederum  auch funktional als Wohnraumleuchte einsetzbar ist. Der Lampenschirm  besteht aus einem Quadrat mit matt weißer PVC Folie, die unter Wärmeeinwirkung verformt wurde.

Der Schirm kann verstellt werden und so unterschiedliche Lichtwirkungen erzeugen. Ausgerüstet ist diese Leuchte mit einem warmen LED Licht, das ein diffuses Licht erzeugt. Norbert Spätling, von Hause aus Goldschmied, hat mit dieser Arbeit eine Art Schmuckstück als Leuchte kreiert.

Ich habe jetzt alle Künstler, die sich in der Vorankündigung und auf der Einladungskarte befinden, kurz vorgestellt.

Foto: Norbert Spätling

Hans Benesch aus Ebringen ist mit einigen Arbeiten aus dem Bereich der Luxographie verteten. Es handelt sich hier um eine Technik, die von ihm selbst entwickelt wurde und bei der der Pinsel durch einen Lichtstab ersetzt wird. Auf lichtempfindlichem Untergrund entstehen so Bilder, die zwischen Malerei und Fotografie eine neue Einheit bilden. Jedes Bild ist, wie in der Malerei auch, ein Unikat. Die Ausdrucksmöglichkeiten mit Licht zu malen erschließen dabei dem Künstler ganz neue Wege.

Klaus Grundmann Dipl.Des.M.F.A.


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